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Dath, Dirac, Besprechung, Teil II

Zur Erinnerung, Teil I: Intelli-Friends, the one with the physicist.

Teil II: `Mit Dirac (Suhrkamp, 2006) zeigt sich Dietmar Dath als Murakami der deutschen Kleinstadt.'

Nee. Mach ich's mir mal nicht so einfach. Dirac ist eine Biographie des Physikers Paul Dirac, bzw. ist ein Bericht über das Schreiben einer solchen, bzw. ist die Geschichte des Autoren dieser Biographie und seiner lustigen Clique (hence: Friends), inklusive Jugend in der Provinz, inklusiver rätselhafter Mädchen (hence: Murakami) und Irrenärzten (Hallo Goetz?), bzw. ist ein Roman darüber, wie man Leben sollte und wie man das Leben anschauen sollte.

David Dalek, die Hauptfigur des Buches (die sich große Teile ihrer Biographie mit Dietmar Dath teilt), will ein Buch über Dirac schreiben, gerät ins Stocken, und muss erst lernen, dass er über sein Leben und das seiner Freunde klarer werden muss, bevor er über das eines anderen etwas sagen kann. Im Laufe dieses Klärung gerät er in einen SF-Plot, der die, kapitelweise eingestreute, Dirac-Biographie mit dem Gegenwartsstrang und den Mitte der Neunzehnhundertachtziger Jahre (muss so) spielenden Teilen verbindet. (Dem SF-Kenner / nicht unter Steinen lebenden wird der Name der Figur schon andeuten, wohin der SF-Teil geht, und welches Verhältnis DD zu DD hat.)

Das Buch wird ganz gut erklärt geliefert, mit Nachwort und website, und die Idee -- wie geht's weiter? -- ist durchaus sauber durchgeführt. Es ist ein Ideenroman, dessen Sprache im Dienste des Diskurses steht. Das tut sie weitgehend unauffällig, vielleicht etwas zu glatt. Wenn Bilder mal auffallen, dann dadurch, dass sie irgendwie zu bekannt sind, aus eben diesem Pop-Universum aus Fernsehserien und SF-Romanen. Interessanterweise finden sich die wenigen knarzenden Stellen in den historischen Teilen, wo Dirac und Kollegen Worte in Kopf und Mund gelegt werden, die (zu) gut zur Story passen; die postmodernen "Redet hier der Autor oder der Erzähler oder wer"-Spielchen laufen erstaunlich OK.

Aber wie kommt man nun aus der Jugend in den 80ern in die Gegenwart, und was werden die Freunde erleben auf ihrer Reise? Na, lies das mal selbst, lieber Leser, es lohnt sich.

(Apropos Jugend, etwas spooky, war das wirklich überall gleich? Viele der Anekdoten sogar könnten auch von mir erzählt werden, Schlüssel schmeissende verrückte Lehrer, die kommunistischen Lesekreise, die Skandälchen mit der Schülerzeitung. Interessant aber auch die Unterschiede: ein paar Jahre nur sind die Protagonisten älter als ich, aber ihre musikalische Ausrichtung geht eindeutig in die Vergangenheit (motörhead, Bowie, Queen), während meine brav Indie-Musik war. Da unterschied sich das echte Land wohl doch von der Vorstadt.)


Postscriptum:

``Man kann nicht leben wie ein Tier, wenn man ein Mensch ist. Das haben wir mal gewußt, das haben wir einander auch dauernd neu beigebracht, jeden Tag. Daß es um was gehen muß, um mehr als das stille Glück im Winkel und bestenfalls etwas philosophische Inneneinrichtung.''

Wo kommt das eigentlich her, diese Diskussion um den `Rückzug ins Bürgerliche'? Ist das wirklich eine neue Diskussion, oder nur eine, die jede Generation für sich führen muss, und jetzt ist eben meine dran? Blumfeld vs. Goldene Zitronen, etc etc.

Meine philosophische Inneneinrichtung jedenfalls, anläßlich der Lektüre inventarisiert: Wir finden größenteils über die Jahre improvisierte Stücke, das Ganze geschehen mehr als gemacht. 80er-Jahre Minimalismus in gemütlich, noch ein paar übriggebliebene Stücke aus dem Möbelhaus Wittgenstein, zum Thema passend aber eher das Telefonbänkchen "Habermas" und die Teile aus der Hannah Arendt / Isaiah Berlin consumer edition -- und das, obwohl das Arbeitszimmer streng empiristisch / evidentialistisch eingerichtet ist! Von der Seite durch Shouji gefiltertes milchiges Licht. Die Einrichtung sagt: es muß eben um nichts gehen, das muß man aushalten. Bitte Schuhe ausziehen und möglichst leise sein. Würde bei `Daleks schöner Wohnen' wohl nicht so gut ankommen, als Kapitulation gewertet werden, würde ich aber durchaus verteidigen können, denke ich. Und wollen, was für das Buch spricht.

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(file under: 21st century momen... wha, taken? whatever, file under 21st century boy, then.)

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Der Blick von der Vorstandstoilette.

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Jetzt werde ich ganz
nostalgisch. War schon irgendwie eine gute Zeit / Sache.
by der (21-05-18 23:56)
Die Kommentare habe ich
schonmal wiedergefunden.
by der (21-05-18 23:55)
DSGVO Hallo.
Gibt's ja noch. Nur die Kommentare sind weg. Und wie bekomme ich das...
by der (21-05-18 23:54)

(Heutzutage würde man sowas wohl twitpicen, aber das besitze ich leider nicht.)
by der (06-12-10 00:35)
Herzlichste Glückwünsche!
by Mama (10-06-10 09:20)
ah, jetzt erst verstanden -
gratuliere! (und falls Sie verhandeln müssen, kann ich ein...
by katatonik (05-06-10 08:08)
Naja, die 9 SWS Lehre
sollten einen schon ganz gut am Ort halten.. Aber...
by der (04-06-10 23:18)
Halb so wild. In dem
Geschäft ist man ohnehin mehr auf Achse als zu...
by micro_robert (04-06-10 15:01)
Danke. Ein wenig in der
Provinz... Eine ost-westfälische Stadt, deren Existenz gelegentlich angezweifelt wird...
by der (04-06-10 12:51)
Oh! Congrats! Wo denn,
wenn man fragen darf?
by micro_robert (04-06-10 12:28)

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