av.antville | ... |
Ungleichheit der, 1 augustus 2005 om 22:03:15 CEST
Auch wenn es vielleicht nicht die stärkste Quelle ist, etwas aus einer Besprechung eines Buches zu nehmen, aber... The Impact of Inequality: How to Make Sick Societies Healthier by Richard G Wilkinson (2005:Routledge) ist die Studie eines Epidemiologen, der mit den Methoden seines Faches etwas zeigt, dass einen nicht überraschen sollte: Ungleichheit tötet, nicht Armut.
Was das Buch nicht zu liefern scheint, ist ein Argument, warum die, die auf der angenehmeren Seite ungleich sind, sich kümmern sollten -- wenn es nicht reicht, den Tod der anderen als Argument zu sehen. Wobei die Korrelation zwischen Ungleichheit und Kriminalität als Argument eigentlich reichen sollte. Zur Messung der Ungleichheit seit einiger Zeit beliebt: der Gini Koeffizient / Index, nach dem sich z.B. folgende Länderrangliste ergibt. (Auf den vorderen Rängen übrigens mindestens zwei Länder, die sich sehr hohe Lohnnebenkosten & Sozialleistungen leisten.) Ist aber ja alles, wie alles andere auch, bekannt. Aber kann ja nicht schaden, es nochmal zu sagen. ... Comment
micro_robert, 01-08-05 22:10
Dachte ich mir schon immer, dass die schweizerische eine viel ungleichere Gesellschaft ist als die deutsche. Schön, das auch mal in Zahlen zu sehen. Ein Rechter würde jetzt natürlich sagen: Ungleich ist nicht gleich ungerecht, weil: Wir haben's ja nicht nur, wir haben's auch verdient. ... Link
der, 01-08-05 22:31
Ja, die könnte dann nur das Argument erreichen, dass sie ihre Ausgaben für Sicherheitspersonal vielleicht reduzieren könnten. Hat eine seltsame Surrealität, diese Auflistung. Man müsste mal testen, ob Leute, denen man nur die Liste vorlegt ("..., Frankreich, Pakistan, Schweiz, Kanada, Burundi, Jemen, ...") jemals auf das Reihengesetz kämen. ... link
micro_robert, 01-08-05 22:34
Stimmt. Die meisten Reichen werden aber immer lieber mehr Geld für Polizei und Sicherheitskräfte ausgeben als für die Sozialversicherung. ... link
Mama, 01-08-05 22:51
Klar, aber dann gibts ja auch mehr billiges Personal das den Wachmann machen kann! ... link
der, 01-08-05 23:11
Ich sach ja nur, in Tokio kann man die Fahrräder unabgeschlossen rumstehen lassen. (Andere, auch interessante Diskussion: inwieweit die (hier ja nur gemeinte Einkommens-)Gleichheit auch zu "deru kugi wa utareru" ("the nail that sticks out gets hammered") führt.) (Note: This kotowaza is used by some people (who should know better) to make glib generalisations about Japanese culture!) ... link ... Comment
knoerer, 03-08-05 10:35
Was das Buch nicht zu liefern scheint, ist ein Argument, warum die, die auf der angenehmeren Seite ungleich sind, sich kümmern sollten Man könnte der Ansicht sein, dass es dafür kein Argument braucht. Das versteht sich von selbst, als basalster ethischer Anspruch. ... Link
der, 03-08-05 11:49
Ja, klar. Bzw., so klar nicht. Ist das ein nicht begründbarer "ethischer Anspruch" (und damit weder wahr noch falsch, sondern gewollt oder nicht gewollt), oder ist es etwas, für das man argumentieren kann, mit Aussagen, die wahr oder falsch sein können? Man macht es denen, die die Regel nicht anerkennen wollen, immerhin schwerer, dies zu tun, wenn man sie auf diese Fakten hinweist. (Das Problem ist natürlich auch, dass Ungleichheit anders tötet als ein Konstruktionsfehler im Auto -- vielleicht eher wie Asbest oder wie Umweltgifte, wo es auch lange gedauert hat, Ansprüche durchzusetzen.) ... link
knoerer, 03-08-05 13:13
Ich frage mich, ob eine Begründung nicht ins Rechnen und Aufrechnen geraten müsste - und damit ethisch fehlgeht. Mit jemandem, dem es angesichts der Fakten nicht - argumentlos - einleuchtet, dass gegen diese Ungleichheit etwas zu unternehmen ist, mit dem kann - vielleicht gar: darf - man gar nicht erst zu argumentieren anfangen. Wer nicht sieht, dass das ein basaler ethischer Anspruch jenseits jeden Arguments ist, dem ist nicht zu helfen. Worüber man, weil innerhalb einer ethischen Anspruchsordnung, argumentieren könnte, wären ins Feld geführte Gegenargumente (bzw. Glaubensüberzeugungen), die in der Regel nicht ausbleiben in solchen Fällen: zur Art des Kümmerns, die am besten hilft. Die also die Ungerechtigkeit der Ungleichheit nicht bestreiten, die Regelung aber anderen Instanzen - sagen wir: dem Markt (was immer das ist) - überlassen wollen. Unterstellt wäre, dass diese anderen Instanzen sich eben schon, und sei es in undurchschaubarer Weise, kümmern. Darüber kann man dann rechten und rechnen. ... link
der, 03-08-05 13:39
Ja gut, mit jemandem, der die Fakten so akzeptierte, aber nur mit den Schultern zuckte, würde man vermutlich nichts zu tun haben wollen. Aber es gibt ja noch einen anderen Ansatzpunkt, nämlich zu sagen, es würde ja schon geholfen, der Markt würde es ja gerne richten, aber mehr geht nicht. Siehe "wir verdienen nicht nur, wir haben's auch verdient. (und die anderen offensichtlich nicht, da faul etc. pp.)" Also Einkommensungleichheit als Gesundheitsrisiko auf eine Stufe mit dem Rauchen zu stellen ("sollen sie doch aufhören damit, so wenig zu verdienen"). Solchen könnte man dann (wenn man aufgehört hat, ungläubig zu gucken) strukturelle Zusammenhänge erklären. Oder sie einfach ein bisschen erschrecken, indem man Ungleichheit auch zu ihrem Gesundheitsproblem macht (Stress wg. Bedrohung, Verlust an Vertrauen, etc.). ... link
knoerer, 03-08-05 13:52
Ja. Ich muss da, etwas abschweifend, an die Mutter meines besten Freundes denken, die uns immer schultzerzuckend vorwarf, wir sollten uns nicht so viele Gedanken machen über alles Mögliche, dann wären wir auch so positiv gestimmte Menschen wie sie. Nachdenken als Gesundheitsrisiko. Womöglich war dies der einzige Gedanke, den sie sich überhaupt je gemacht hat - und mit dem sie prima durchs Leben gekommen ist. Lesen tut sie nicht, beim Fernsehen sagt sie immer: Das ist mir zu negativ, das will ich nicht sehen und schaltet um. Nie jemanden sonst kennengelernt, der das so offensiv vertritt. Einfach nicht hinsehen und im Zweifel eine Seele aus Teflon. ... link ... Comment |
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