Hab jetzt nochmal weitergelesen in Das Handwerk der Freiheit'', und langsam gefaellt es mir doch ganz gut. Das erste Kapitel ist noch etwas muehsam, und stilistisch nicht so toll (und Stil ist wichtig fuer Geisteswissenschaftler). Es fuehrt die Methode der Begriffsanalyse ein, und man sieht fast einen betont langsam redenden baertigen Philosophen vor einem sitzen, der dauernd irgendwelche Woerter <i>betont</i>. Entsprechend sind in diesem Kapitel fast auf jeder Seite ein gutes Fuenftel aller Nominalphrasen <i>kursiv</i> gesetzt. Im zweiten und dritten Kapitel wird es dann allerdings entspannter, und Bieri fasst nochmal ein paar wichtige Unterscheidungen zusammen, die vielleicht doch gar nicht so selbstverstaendlich sind, wenn ueber freien Willen diskutiert wird: Nicht alles, was man wuenschen kann, kann man auch wollen. Er gibt ein sch"ones Beispiel: Wenn ich von einem Gast w"unsche, dass er noch bleibt, kann ich ihm das hoechsten sagen. Wenn ich aber will, dass er dableibt, muss ich zur Not die Tuer abschliessen. Dann beharrt er, voellig zu Recht, darauf, dass Willen und Freiheit unabhaengige Begriffe sind. Zwar wird ein Ereigniss erst durch einen Willen zu einer Handlung, aber zum freien Willen wird etwas erst, wenn es Gelegenheiten, Mittel und Faehigkeiten gab, etwas anderes zu tun. Das dritte Kapitel singt dann ein Lob auf die Phantasie, die es uns erst ermoeglicht, Entscheidungen zu treffen und damit, frei zu sein. Und jetzt alle: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten..''

Aus einer alten Ausgabe (Jan/Feb 2001) der frieze (sehr schoenes Kunstmagazin, deshalb heute mal ein Link): ``Interpassivity is information fetishism: you don't know whether you'll ever use it, but you enjoy having it anyway. [...] The prime example of interpassivity is the way many people use their video to record more films than they could ever watch. [...] While you were working into the small hours, the VHS watched the film for you: you delegated the enjoyment and edification to the video recorder in order to remain active.'' Linklisten hier auf antville und anderswo sind ja auch nicht viel anderes; man liest kurz etwas an, und vielleicht geht man dem nach, viel eher aber nicht, und freut sich darueber, dass irgendjemand sich statt einem fuer sowas interessiert... (Verwiesen wird in dem Artikel auf Robert Pfaller, Interpassivitaet. Studien ueber delegiertes Geniessen, Wien, 2000)

In einer etwas aelteren Ausgabe des Guardians (Apr 26) findet sich die amuesante Meldung, dass der Chef-Berater von Michael Manns Fernsehserie Crime Story, der f"ur die Realitaetsnaehe der Diebstaehle und der Polizeieinsaetze zustaendig war, William Hanhardt, ein Ex-Cop, schuldig gesprochen wurde, eine Reihe (echter) Juwelendiebstaehle geplant und durchgefuehrt zu haben. Dazu passt auch, dass der Sohn aus den Sopranos, der in der Serie gerade Aerger in der Schule hat, auch gerade im echten Leben vor Gericht steht, weil er Touristen ausgeraubt und bedroht haben soll.