Dem Guardian von heute entnehme ich, dass in New York jetzt Flirtende immer haeufiger zwar Erfolg beim Erhaschen einer Telephonnummer haben, unter dieser dann allerdings nicht Verabredungen klarmachen koennen, sondern nur ein Band vorgespielt bekommen, das sagt the person who gave you this number does not want to see you or talk to you again''. Man hat dann die Wahl, ein trauriges Gedicht vorgelesen zu bekommen, oder, man waehle die 3 auf der Telephontastatur, der unrealistic hope that a relationship is still possible'' anzuhaengen. Die Nummer? +1 212 479 7990. Funktioniert.

Seit letzter Woche erscheint die Magazinbeilage des Observers, vorher immer ein angenehm sperriges, auf Zeitungspapier gedrucktes Grossformatding, als Hochglanz-DIN A4-Magazin, mit einem Layout, das dem Kundenmagazin eines Kaufhauses nachempfunden ist. Und statt Life heisst es jetzt OM. Was soll sowas?

Der Besprechung des Buches "Policing and Punishment in London 1660--1750" (J.Beattie 2001) in der London Review of Books (April 4) entnehme ich folgende interessante Fakten:

• Schon um 1700 herum hatten die Einwohner Londons das Gefühl, dass die Kriminalität immer weiter zunehme. "This was to some extent a media panic, whipped up by emergent Grub Street [wo die Tabloids sitzen]".

• Zur Verfügung stand den Richtern nur eine Strafe, nämlich Tod durch Strang. Was allerdings dazu führte, dass überhaupt nur schwerwiegende Fälle vor Gericht gebracht wurden.

• Weil damit aber die meisten einfachen Diebe davonkamen, und in der entstehenden Konsumentenkultur mehr Waren und damit mehr Gelegenheit, zu machen bereitstand, wurde die Grenze, ab der die Todesstrafe verhängt werden durfte, gesenkt. Was dazu führte, dass noch mehr Leute freigesprochen wurden, da der Jury meist die Todesstrafe unangemessen schien für Diebstahl z.B. eines Stück Leinens.

• "Later reformers would hit on prison as the new solution, but no one around 1700 had any illusions about that: 'prison', a shrewd writer commented in 1726, 'is a place fitter to make a rogue than reform him.' "

• Dann ist ihnen doch was eingefallen: Ab in Kolonien. Und seitdem diese Strafe eingeführt wurde, stieg die Verurteilungsrate stetig.

• Hat es was gebracht? "The answer is obviously 'no'- as is true of almost every criminal justice system that has ever been, anywhere. There is no convincing evidence that either the severe system (capital statutes), or the modulated alternative (transportation) [...] significantly affected crime rates. As was widely noted at the time, property offences were essentially a function of poverty, social disruption and despair.'

Hm. Ist also seit 1700 bekannt, aber machen wir trotzdem einfach mal weiter...